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Schule und Bildung als Privileg

Klassensaaltheater und politische Bildung vereint

Bilder: Simone Schnipp

Am vergangenen Dienstag gastierte das Pfalztheater Kaiserslautern zum zweiten Mal mit seinem Klassenzimmerstück „Malala – Mädchen mit Buch“ an der Integrierten Gesamtschule Schönenberg-Kübelberg. Die Klassen 8c und 7a kamen, dank der Initiative und der Finanzierung des Jugendfonds Kusel als Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ im Landkreis, in den Genuss dieser besonderen Vorstellungen.


Jungschauspieler Luca Zahn steht entschlossen und herausfordernd vor der Klasse. Er spielt alleine, wechselt zwischen den Charakteren hin und her, variiert mit der Stimme und erzählt so die unglaubliche Geschichte von Malala Yousafzai aus Pakistan. Mit 11 Jahren beginnt das Mädchen 2009 einen Blog für den englischen Fernsehsender BBC zu schreiben und berichtet unter einem Pseudonym über die Gräueltaten der pakistanischen Taliban im Swat-Tal, ihrer Heimat. Ihr und ihren Freundinnen wird der Besuch der Schule verboten. Frauen und Mädchen dürfen die Häuser nicht verlassen, sie müssen sich verschleiern, müssen gefügig und hörig sein. Jeder, der etwas gegen die Gesetze und die Religion der Taliban sagt, wird ausgepeitscht, gesteinigt oder enthauptet. Malala macht weiter, berichtet täglich und beginnt mit ihrem Kampf für das Recht von Mädchen und Frauen auf Bildung. Dann, 2011 fliegt ihr Pseudonym auf. Am 9. Oktober 2012 verüben die Taliban einen Anschlag auf das damals 14-jährige Mädchen. Knapp entkommt sie mit schweren Kopfverletzungen und überlebt. Eine einseitige Gesichtslähmung und die Taubheit auf dem linken Ohr bleiben.

Luca Zahn hält inne und schaut in der Stille des Klassenraumes umher. Er greift einen flaschengrünen Seidenschal von der Wäschespinne, wickelt ihn sich um die Hüften und wechselt vom neutralen Erzähler in die Rolle der Malala: „Ich will, dass die Menschen wissen, was hier passiert. Wenn die Erwachsenen den Mut nicht haben, müssen wir Kinder unsere Stimme erheben!“ Die Aufforderung zeigt Wirkung, die Schüler/innen sind gebannt, von Luca Zahn und von der Geschichte Malalas.

Nach kurzweiligen 45 Minuten ist Schluss. Luca Zahn lässt seine Charaktere los, verbeugt sich und überlässt Barbara Seliger, Schauspielerin und Theaterpädagogin am Pfalztheater in Kaiserslautern das Wort. „Vorbereitung und Nachgespräch sind ein wichtiger Teil unseres Klassenzimmerstücks“, erklärt sie. Ohne den Austausch und das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern ist ein solches Stück nicht verantwortbar. Geduldig beantworten sie und Luca Zahn alle Fragen, erläutern nochmal die politischen Hintergründe um sicherzugehen, dass alles richtig verstanden wurde.

Und Malala? Ihr wird 2014 als jüngster Preisträgerin der Geschichte der Friedensnobelpreis verliehen. Sie lebt jetzt mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern in Birmingham. Mit ihrem Malala-Fund setzt sie sich dafür ein, dass alle Kinder dieser Welt den Zugang zu Schulbildung bekommen.

 

Bericht und Fotos von Simone Schnipp/ Fach- und Koordinierungsstelle des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘ im CJD Rheinland-Pfalz www.toleranter-kreis-kusel.de

Wir, die Klassen 8c und 7a mit ihren Tutorinnen Frau Kellner und Frau Cappel-Ludwig bedanken uns ganz herzlich beim Jugendfond Kusel (vertreten durch Frau Schnipp) für diese großartige Begegnung mit Malala. Längst sind Schule, Mitbestimmung und das Recht auf Bildung keine Selbstverständlichkeit für alle Menschen, sondern ein großes Privileg – nutzen wir es so gut wir können!

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