Leben in der DDR – ein Zeitzeugengespräch mit unserem Schulleiter Herrn Steinberg

Von: Text: Hannah Ludes, Katharina Beketov, Cem Bozhüyük (MSS 12 Ge LK Ple) Fotos: A. Ziegler, Anna Sonn (MSS 12 Ge LK Ple) |

Am 9. April 2025 bekam der Leistungskurs Geschichte der MSS 12 Besuch von unserem Schulleiter Herrn Uwe Steinberg. Herr Steinberg wuchs in der ehemaligen DDR auf und erklärte sich freundlicherweise für eine Zeitzeugenbefragung bereit. Im Vorfeld hatten wir das Thema im Unterricht ausführlich besprochen und Fragen an Herrn Steinberg, die uns interessierten, vorbereitet. Diese betrafen vor allem das alltägliche Leben in der DDR, die Schulausbildung sowie Herrn Steinbergs Erfahrungen mit sozialistischer Propaganda und dem Ministerium für Staatssicherheit. Hier möchten wir euch nun einen kurzen Einblick in die interessanten Antworten geben: 

Zu Beginn des Besuchs erzählte er uns von seiner Schulzeit. Unser Schulleiter besuchte die Polytechnische Oberschule von der ersten bis zur 10. Klasse, wobei eine Klasse aus 30 Kindern bestand. Sie hatten 6 Tage die Woche Unterricht. Samstags begann der Unterricht bereits um 07:05 Uhr. Ab der 7. Klasse wurde das Fach „Einführung in die sozialistische Produktion“ (ESP) eingeführt, bei dem die Schüler alle zwei Wochen in einem Betrieb ausgebildet wurden. Dadurch konnten sie viele handwerkliche Erfahrungen sammeln.

Ab der 9. Klasse besuchte er die Erweiterte Oberschule, die vergleichbar mit einem heutigen Gymnasium ist. Herr Steinberg beschrieb seine Klasse als eingeschworene Gemeinschaft, die sich einmal im Monat zu einem sogenannten Klassen-Nachmittag traf. Diese Gemeinschaft vermisste er, als er später in den Westen zog. In der 11. Klasse gab es 14-tägig einen praktischen Tag, bei dem die Schüler in einer Forschungseinrichtung tätig waren. 

Das Fach Staatsbürgerkunde beinhaltete neben normaler Sozialkunde viel sozialistische Propaganda, welches bei den Schülern aber unbeliebt war. Auf die Frage, ob die Lehrer politisch gewesen waren, antwortete er, dass sich häufig nur die Staatsbürgerkundelehrer politisch äußerten. In diesem Fach wurde Wert auf die sozialistischen Eigenschaften des Staates gelegt. Es gab keine Leistungskurse wie heutzutage, sondern alle Fächer wurden gleichwertig bewertet. Schriftliche Abiturprüfungen gab es in Mathe, Deutsch, Russisch, Englisch und in zwei naturwissenschaftlichen Fächern. Außerdem gab es zwei mündliche Prüfungen. 1981 bestand Herr Steinberg dann erfolgreich sein Abitur. Für uns besonders interessant war, dass im Sportunterricht das Werfen mit Attrappen von Granaten geübt wurde. Diese Attrappe der Granate sowie eine Stielhandgranate sind auf dem Foto zu sehen. 

Im Alltag der DDR gab es einen Lebensmittelmangel, man konnte nicht immer alles kaufen, so wie es heute der Fall ist, weswegen man sich manchmal zeitig auf den Weg ins Fachgeschäft machen oder notfalls z.B. an der Fleischtheke zügig eine Alternative benennen musste, wenn man als Kind für den Einkauf zuständig war.  Die FDJ (Freie Deutsche Jugend) spielte keine große Rolle in dem Alltag unseres Schulleiters. Von der 1.-4. Klasse war man Jung- oder Thälmannpionier. Urlaub machte man in der Regel innerhalb der DDR bzw. im Gebiet der anderen sozialistischen Staaten. Herr Steinberg verbrachte mit seiner Familie seinen Urlaub z.B. in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern oder der Tschechoslowakei. Er ging einmal mit seinem Singeclub, in den er durch einen Gitarrenkurs gelangte, auf eine Reise nach Portugal. Aufgrund dieser Reise wurde eine Stasi-Akte zu ihm angelegt, welche er später anfragte und auch bekam. 

Herr Steinberg hat zur Zeit der Leipzig Demonstrationen 1989 noch nicht ahnen können, dass die Mauer bald fallen würde. Als Bahnhöfe belagert wurden, hatte man Sorge, dass die Armee einfällt. Die Ereignisse vom 9. November 1989 erreichten viele über Gespräche und Nachrichten. Nach dem Mauerfall wollte er den Westen erkunden und reiste u.a. nach Belgien, Ludwigshafen, Bremen und Hamburg.

Unser Geschichtskurs bedankt sich herzlich bei Herrn Steinberg für seine Zeit, die interessanten Schilderungen aus seinem Leben und sein Vertrauen in uns. Ebenfalls möchten wir uns bei unserem Geschichtslehrer Herr Pletsch bedanken, da er dieses besondere Treffen für uns organisiert hat.

 

 

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